29.11.2016 – Erster Notfallsanitäter der Feuerwehr Kerpen

H. J. Baum

Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter führen medizinische Maßnahmen der Erstversorgung durch bzw. assistieren bei der ärztlichen Notfall- und Akutversorgung von Patienten. Außerdem stellen sie die Transportfähigkeit von Patienten sicher und überwachen deren medizinischen Zustand während des Transports. Sie ersetzen somit zukünftig die Rettungsassistentinnen und Rettungsassistenten. Die Qualifikation zur Rettungssanitäterin bzw. zum Rettungssanitäter besteht hingegen auch weiterhin und bleibt Bestandteil der Feuerwehrgrundausbildung. Rettungssanitäterinnen und Rettungssanitäter werden im Krankentransport zur Patientenbetreuung und in der Notfallrettung als Fahrerin bzw. Fahrer eines Rettungswagens eingesetzt.

Die Feuerwehr Kerpen beabsichtigt, sukzessive das notwendige Personal zu Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitätern zu qualifizieren, so dass weiterhin ein leistungsfähiger Rettungsdienst für die Bürgerinnen und Bürger der Kolpingstadt Kerpen gewährleistet ist. Des Weiteren werden mehrere Kolleginnen und Kollegen zu sogenannten Praxisanleitern ausgebildet, um in Zukunft möglicherweise die dreijährige Ausbildung zur Notfallsanitäterin/ zum Notfallsanitäter bei der Feuerwehr Kerpen anbieten zu können und auch das vorhandene Personal fortlaufend zu schulen. Die Ausbildung zur Notfallsanitäterin bzw. zum Notfallsanitäter stellt einen anerkannten Lehrberuf dar und die die Auszubildenden erhalten eine Ausbildungsvergütung.

Grundsätzlich wird mit dieser Novellierung eine Qualitätsverbesserung im Rettungsdienst bezweckt, indem zum einen eine Angleichung der Ausbildungsinhalte an andere europäische Staaten erfolgt und zum anderen Vorgaben definiert wurden, die es Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitätern ermöglichen, unter bestimmten Voraussetzungen auch invasive Maßnahmen an Patienten durchzuführen.

Die Ausbildung zur Notfallsanitäterin bzw. zum Notfallsanitäter beinhaltet diverse Schwerpunktthemen. Hier ist bspw. die patientengerechte Kommunikation zu nennen, die sowohl in theoretischen Beispielen anschaulich vermittelt als auch in Rollenspielen gefestigt wird. Einen weiteren Ausbildungsschwerpunkt bildet die Rechtskunde. Weiterhin wurde mit der Erstellung von sog. „Standards of procedure“ (SOPs) ein einheitlicher Handlungsablauf für entsprechende invasive Maßnahmen vorgegeben, die die Notfallsanitäterin bzw. der Notfallsanitäter zukünftig grundsätzlich durchführen darf. Dies sind Ablaufschemata zur Behandlung einzelner Erkrankungen inklusive der Medikamentengabe, wobei für jedes Medikament ein eigenes Schema (SOP) abgearbeitet werden muss. All dies wurde in der Rettungsdienstschule der Stadt Bergheim, mit der die Feuerwehr Kerpen seit vielen Jahren eine sehr enge Zusammenarbeit pflegt, in vielen praktischen Unterrichtseinheiten anschaulich und intensiv vermittelt.

Die Prüfungen gliedern sich in drei schriftliche Prüfungen, die jeweils aus 50 oder mehr Fragen bestehen, um das erlangte Fachwissen in den Bereichen Kommunikation, Rechtsgrundlagen,  Anatomie, Physiologie, Pharmakologie, Gynäkologie, Desinfektion & Hygiene, Stressresistenz, spezielle Einsatzkonzepte mit einer Vielzahl an Verletzten und/ oder Erkrankten zu überprüfen.

Ist die erste (schriftliche) Hürde geschafft, folgt die Vorbereitung auf die praktische Prüfung, die sich in zwei Abschnitte unterteilt, wobei der Prüfling ein internistisches und ein chirurgisches Fallbeispiel bearbeiten muss. Eines dieser Prüfungsbeispiele entwickelt sich hierbei zu einer Reanimation, welche gesondert bewertet wird. Anzuwenden sind die erlernten Ablaufschemata. Gleichzeitig wird die Kommunikation zwischen der Teamführerin/ dem Teamführer und den Patienten bzw. den Angehörigen und die Kommunikation innerhalb des Rettungsteams bewertet. Als letzter Prüfungsabschnitt erfolgt die mündliche Prüfung. Hier erhält jeder Prüfling ein medizinisches Fallbeispiel, welches er sodann theoretisch lösen muss.

Der Leiter des Amtes für Feuerschutz, Rettungsdienst und Katastrophenschutz der Kolpingstadt Kerpen, Herr Leitender Branddirektor Wolfgang Graß, gratulierte Herrn Hermann Josef Baum zur bestandenen Prüfung und freute sich, dass im Sinne einer qualitativen Verbesserung der Notfallmedizin im Stadtgebiet Kerpen in den kommenden Jahren viele weitere Kolleginnen und Kollegen zu Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitätern ausgebildet werden.